Im Februar 2007 erschien im Migros Magazin ein Artikel unter dem Titel "Wenn Frauen zuschlagen"

Dazu hat der VeV Aargau folgenden Leserbrief verfasst:

Herzliche Gratulation Frau Brambilla zu diesem informativen Artikel der endlich auch einmal die Perspektive betroffener Männer zeigt. Leider wird diese Perspektive, wie dies ja auch im Artikel erwähnt wird, noch immer viel zu oft verlacht, ignoriert und ausgegrenzt. Betroffene Männer werden durch diese institutionelle Ungläubigkeit gewissermassen ein zweites Mal geschlagen. Frau Ingenberg von der Opferberatungsstelle fragt sich, weshalb so wenig Männer sich melden. Ich möchte ihr dazu zwei Hinweise geben. Erstens existiert eine solche Beratungsstelle leider bisher nur im Kanton Zürich. Männer in allen übrigen Kantonen können davon nicht profitieren. Zweitens: Was würden sie einem betroffenen Mann und Vater raten, der wie Michel im Artikel sich fürchtet, seine Kinder bei der gewalttätigen Mutter zurück zu lassen?
Allgemein lässt sich sagen, dass Männer sich noch viel mehr schämen, wenn sie nach ersten Versuchen sich zu öffnen verlacht und verhöhnt worden sind. Wenn sie von Polizei und Beratungsstellen nicht ernst genommen werden, man ihnen rät, die Sache doch "zu lösen wie ein Mann". Dies ein Originalzitat eines Aargauer Polizisten zu einem betroffenen Mann. Was er damit gemeint hatte bleibt ungewiss. Geschlagene Männer sind Opfer, genauso wie geschlagene Frauen. Vergleicht man jedoch das Hilfsangebot für betroffene Frauen mit demjenigen für betroffene Männer so lässt einen das Bild erschauern. Über 20 Frauenhäuser existieren in der Schweiz, alle mit umfassenden Beratungs- und Betreuungsangeboten für betroffene Frauen mit ihren Kindern. Dagegen auf der anderen Seite kein einziges Männerhaus. Keine einzige Institution, die Männer mitsamt ihren Kindern schützen und betreuen könnte. Keine Anlaufstelle für Männer die unter häuslicher Gewalt zu leiden haben. Wohl gibt es etliche Anlaufstellen für gewalttätige Männer, ein männliches Opfer jedoch an eine solche Stelle zu verweisen, wie dies beispielsweise im Aargau geschieht ist geradezu ein Hohn.

Dass häusliche Gewalt vorallem in Trennungssituationen vermehrt auftritt, ist allgemein bekannt. Gerade aber in diesen Situationen ist der Mann noch einmal schlechter gestellt. Sollte er es wagen, seine, ihn tätlich angreifende Frau, auch nur festzuhalten, werden die daraus resultierenden Hämatome vollauf genügen, um vor jedem Eherichter zu beweisen, dass der Mann ein Schläger ist. Dies bedeutet in aller Regel sofortigen Hausverweis, Verlust der Wohnung, Verlust der Kinder, Verlust des Umfeldes. Für die Kinder bedeutet es sofortigen Verlust des Vaters – ein unter Umständen traumatisierendes Erlebnis, insbesondere in jenen Fällen, in denen die aggressive Mutter damit den bislang beschützenden Vater des Hauses verwiesen hat.

Die im Bericht genannten Zahlen von 80% männlicher Täter und 20% weiblicher Täter stimmen übrigens nur dann, wenn man Gewalt als "gegen den Partner gerichtet" betrachtet. Beleuchtet man jedoch häusliche Gewalt als gesamtes Phänomen und bezieht auch Gewalt gegen Kinder und Senioren mit ein, so wechselt das Bild dramatisch und die Frauen übernehmen klar die traurige Führung bei der Täterrolle.

Der VeV und mit ihm zahlreiche andere Männer- und Väterorganisationen fordern deshalb seit Jahren mehr Equivalenz bei der Betrachtung der häuslichen Gewalt. Gewalt ist ein menschliches Problem, nicht ein männliches. Wir fordern von Bund und Kantonen Lösungen und Anlaufstellen für gewaltbetroffene Männer und Kinder. Der Kanton Zürich hat es vorgemacht, wann folgen die übrigen Kantone?

Nochmals herzlichen Dank für diesen ausgezeichneten Artikel.

In der Ausgabe 08/07 vom 19. Februar wurde unser Leserbrief abgedruckt.
Da er gekürzt und umformuliert wurde haben wir hier die abgedruckte Version nochmals eingefügt.