Scheidungskinder – arme Kinder?
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Scheidungskinder – arme Kinder?

Eine Scheidung kann für die Kinder zur Hölle werden, wenn zum Trennungsschmerz auch noch das Gezänk ums Sorgerecht kommt. Ob dieses in Zukunft von den Geschiedenen geteilt werden muss, entscheidet das Parlament in Bern im laufenden Jahr. Ist eine für Eltern gerechte Lösung auch zum Wohl der Kinder?

Der Nationalrat hat entschieden, dass getrennte oder geschiedene Eltern sich in Zukunft das Sorgerecht um ihre Kinder teilen. Er folgt damit der Empfehlung des Bundesrates und der gesellschaftlichen Entwicklung. Was aber passiert mit denen, die aus der Sorgerechtsfrage einen Stellvertreterkrieg machen? Lassen diese sich durch die neue Regelung, die noch dieses Jahr vom Ständerat beraten wird, besänftigen? Oder fördert das gemeinsame Sorgerecht zusätzliche Konflikte, weil die zerstrittenen Eltern nun alle wichtigen Entscheide für die Kinder gemeinsam treffen müssen? Und – wie wirkt sich dies alles auf das Wohl der Kinder aus?

Mona Vetsch lädt in ihre «Club»-Runde Menschen mit authentischen Erfahrungen.

Diskussionsgäste

  • Cheryl von Arx, Scheidungskind, Autorin Maturarbeit über Scheidungskinder
  • Miriam Rosenthal, Psychologin, Mediatorin
  • Reto Wehrli, Rechtsanwalt, alt Nationalrat, hat 2005 Postulat für gemeinsame elterliche Sorge eingereicht
  • Remo Largo, Kinderarzt, Co-Autor «Glückliche Scheidungskinder»
  • Oliver Hunziker, Präs. Verantwortungsvoll erziehende Väter und Mütter (VeV)

Positionen der Gäste

  • Cheryl von Arx: «Die Trennung meiner Eltern habe ich als 10Jährige einfach so hingenommen. Richtig beschäftigt hat es mich erst Jahre danach. Die Scheidung hat mich geprägt, auch positiv.»
  • Miriam Rosenthal-Rabner: «Die Rechte von Müttern und Vätern dominieren die politische Diskussion, die Rechte des Kindes kommen häufig zu kurz. Trotz Scheidung will es seine Beziehung zu beiden Eltern weiterleben können. Die Welt des Kindes soll nach einer Trennung der Eltern grösser, nicht kleiner werden.»
  • Reto Wehrli: «Warum es das gemeinsame Sorgerecht als Regelfall braucht? Kinder wollen meist Kontakt zu beiden Eltern, zudem soll so verhindert werden, dass sie im Fall von Trennung und Scheidung in Konflikte der Eltern einbezogen oder instrumentalisiert werden.»
  • Remo Largo: «Kindeswohl ist Elternpflicht. Das gilt auch bei einer Trennung. Wir müssen nicht über Rechte der Eltern reden, sondern über ihre Pflichten.»
  • Oliver Hunziker: «Eine Trennung überfordert Väter und Mütter häufig. Scheidungsverfahren, die auf Gewinner und Verlierer ausgelegt sind statt auf ein Miteinander, verstärken den Konflikt. Die gemeinsame Sorge als Normalfall würde die Position der Väter stärken und damit für eine ausgeglichene Ausgangslage sorgen.»
  • Anna Hausherr: «Schon bei der Familiengründung sollten sich Väter und Mütter überlegen, was „gemeinsam“ erziehen heisst, nicht erst bei der Sorgerechtsdiskussion.»